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Feiern, Feste feiern, feste feiern, Donnerstag, 10.12.09 Samstag, 12.12.09
also richtig, kein Problem für Heute war ein anstrengender Tag War ein langer anstrengender,
mich, das tue ich gerne, das ge- und zum Feiern fällt mir schon aber schöner Tag. Da habe ich das
nieße ich. Muss ich von meinem wieder nichts ein. Das kann doch „Feiernsuchen“ vergessen.
Vater geerbt haben. nicht wahr sein!
Vor Jahren habe ich einmal beson- Gut, zum Freuen gab es schon ei- Auswertung
ders aufgepasst und mir notiert, niges, eine leckere Kürbissuppe, Berauschend waren meine Erfah-
welche Anlässe und Gelegen- schön scharf und heiß; in Stock- rungen in dieser Woche auf den
heiten zum Feiern ich erspähen holm wurden heute die Nobel- ersten Blick nicht.
könnte, die ich im Alltag norma- preise vergeben, u.a. an Herta Auf den zweiten schon etwas
lerweise übersehe. Müller der Literaturnobelpreis; mehr. Was ist mein Fazit:
eine Malerin hat mir Entwürfe
Sonntag, 6.12.09: für ein gemeinsames Projekt zu- Man kann nicht jeden Tag fei-
2. Advent, Grund genug zum Fei- geschickt, was mich inspiriert hat, ern. Auch der Alltag ohne Feier
ern, habe also nicht nach einem daran etwas weiterzuarbeiten; und ist schön, wenn auch nicht immer
anderen Grund gesucht. noch ein paar andere Kleinigkei- leicht.
ten fallen mir jetzt ein. Aber ein Es ist gut, dass es Traditionen
Montag, 7.12.09 Grund zum Feiern? gibt. So vergessen wir das Feiern
Bei einem Leitertreffen, am Kurz vorm Schlafen fand ich in nicht!
Abend während der Andacht, las meiner Abendlektüre noch den Mal den 16.7.2010 abwarten.
jemand das Gedicht „Wer bin Gedanken, dass Freude Mitfreude Gelegenheiten zur Freude und
ich?“ von Bonhoeffer vor. Ich mag will, und das hat mich total begeis- zur Dankbarkeit gibt es jeden Tag
dieses Gedicht und benutze es sel- tert. Geteilte Freude ist doppelte mehr als genug.
ber häufig in einem meiner Vor- Freude, diesen Spruch kennen wir Niemand anderes hat mich zum
träge über Identität. Ich schätze sicher, aber dieses Mal begriff ich, Feiern eingeladen, habe auch nie-
die Gedanken, den sprachlichen dass ich selbst nur in Ausnahmen manden dabei beobachtet.
Fluss und das Fazit „Dein bin ich, anderen an meiner Freude Anteil
oh Gott.“ – und das alles in der gebe und selbst kein Künstler bin, Diese Woche hat sich doch ge-
Gefängniszelle der Nazis geschrie- mich mitzufreuen. Das soll sich lohnt, ich habe „fette Beute“ ge-
ben. Diese Entstehungssituation ändern! macht!
höre ich immer mit. Zum Feiern dieser Erkenntnis war
Wer das Gedicht hören will, hier es zu spät, aber mit meiner Frau Werner
tauschte ich mich noch ganz be-
geistert eine Zeitlang darüber aus.
Dieses Gedicht könnte ich feiern
und zwar an seinem Entstehungs- Freitag 11.12.09
tag, bzw. jedes Jahr an ihn denken. Ich war in die Schweiz gefahren,
Nur wann wurde es geschrieben? um ein Seminar abzuhalten.
Dass wir einfach so in Europa
Dienstag, 8.12.09 über Grenzen fahren können (die
Heute bin ich nicht fündig gewor- Schweiz ist am 12.12.2008 auch
den. dem Schengener Abkommen bei-
getreten), ist schon toll, geschicht-
Mittwoch, 9.12.09 lich einzigartig. Wir haben uns
Ein abwechslungsreicher Tag, aber schnell daran gewöhnt, sodass es
zum Feiern, da fällt mir nichts ein. mir erst im Nachhinein bewusst
Nach einigem Suchen habe ich geworden ist, dass dies wirklich
aber heute das Schreibdatum von ein Grund gewesen wäre, mit
„Wer bin ich?“ herausgefunden: meinen Schweizer Gastgebern am
Es war wohl am 16.7.1944. Sofort Abend zu feiern. (Werde ich beim
notierte ich mir diesen Termin in nächsten Mal nachholen, falls ich
meinem Kalender für 2010. es nicht wieder vergesse.)
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